Was uns eine vergangene Präsidentschaft über die Zukunft der Führung lehren kann

Joe biden official portrait 2013 (rotated  cropped)

Was uns eine vergangene Präsidentschaft über die Zukunft der Führung lehren kann

Eher ungemütlich – wir als aktiver Teil des Trump-Führungs-Phänomens?

Das ist erstmal ein unbequemer Gedanke. Wie viel vom Trump-Phänomen steckt in uns allen, bei der Arbeit, in unserem Führungsverhalten oder in der Gemeinschaft? Haben Sie zeitweise alles, auch einige Ihrer Werte, dem Gewinnen untergeordnet? Eine laxe Herangehensweise an die Verantwortlichkeit gezeigt? Zuweilen im Unternehmen sparsam mit der Wahrheit umgegangen? Nur für den eigenen Vorteil, aber nicht für den Fortschritt gehandelt? Vielleicht frauenfeindlich oder rassistisch? Waren als Manager nicht wirklich an all Ihren Untergebenen interessiert?

Ein zweiter unbequemer Gedanke: Wie viel vom Phänomen Trump und seinen Auswirkungen auf die Führung haben Sie, wir, ich, durch Nichthandeln ermöglicht? Haben wir die geschäftlichen und gesellschaftlichen Unterströmungen in den Köpfen der Menschen ignoriert? Sind in unseren eigenen Echokammern ausgeharrt, anstatt uns auf eine konstruktive und robuste Debatte einzulassen, die auf gutem Willen basiert? Ira Chaleffs Arbeit über intelligenten Ungehorsam fordert unsere eigenen Annahmen konkret heraus.

Die Biden-Präsidentschaft im Gesichtspunkt der Führung – seien Sie nachsichtig

Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris stehen vor der Herausforderung, dass so viel Hoffnung auf sie projiziert wird. Einige der Erwartungen und Aufgaben, die viele in den USA und rund um den Globus teilen, könnten unüberwindbare Hürden sein.

Beginnen wir mit einem Führungsstil, die eine gespaltene Nation heilt und nicht nur die Hälfte davon. Heilung vor einem Hintergrund, bei dem manche sagen, Amerika sei vor 2017 angeblich normal gewesen. Andere argumentieren stattdessen, dass das, was wir in den letzten vier Jahren gesehen haben, fundamental für Normalität in den Vereinigten Staaten steht. Das Führungsinstrument der gemeinsamen Sinnfindung wird ein Schlüssel zur Heilung sein!

Zusätzlich gibt es Forderungen, dass die USA in Präsident Biden wieder als alleinige Führungsmacht des Westens auftreten sollen. Sehnen wir uns angesichts der globalen Herausforderungen nach einem überholten Führungsparadigma? Dies zu tun, könnte unbeabsichtigte Folgen haben: Es lässt andere Anführer und Nationen von der Leine und befreit sie von ihrer Verantwortung. In vielen Unternehmen haben wir gesehen, dass es eine riskante Taktik ist, sich bei fiesen Problemen auf eine einzige Führungskraft zu konzentrieren. Nicht zuletzt macht das ein Unternehmen übermäßig abhängig vom CEO oder Geschäftsführer.

Zeigen Sie Nachsicht mit Präsident Biden und konzentrieren Sie sich auf das, was Sie und andere für eine erfolgreiche Führung auf lokaler und globaler Ebene beitragen können.

Führung in der Krise? Nein, es kommt mehr denn je darauf an – neu erfundene Führung!

"Führung in der Krise?“ zu sagen ist eine zu einfache Ausrede. Stattdessen ist es eine Chance, anständige und zielgerichtete Führung zu überdenken und wie Führung in Demokratien funktioniert.

Wir haben mindestens zwei US-Wahlen verfolgt, bei denen eine Seite grundsätzlich das Gefühl hatte, das Ergebnis sei falsch. Besinnen wir uns auf die Kunst des konstruktiven Kompromisses. In der Politik und in Organisationen können Führungskräfte neu überdenken, wie sie mit Parteilichkeiten umgehen und Konflikte erkennen. Das Prinzip "immer auf gegenüberliegenden Seiten des Zauns" muss hinterfragt werden.

Wo fangen wir an? Suchen Sie nach positiven Vorbildern in Ihrem beruflichen Umfeld, in der Nachbarschaft, in modernen Unternehmen. Ermöglichen Sie Verbindungen und nicht Abtrennungen. Konzentrieren Sie sich auf lokale und globale Führungsaufmerksamkeit und Aktivismus, um das Blatt für die Marke der Führung zu wenden.

Versuchen Sie es! Für eine andere Normalität

Hier sind ein paar Gedanken für das nächste virtuelle Mittagessen, die Kaffeepause oder das Treffen mit der Geschäftsleitung:

  • Wo haben Sie sich in den obigen ersten und zweiten unbequemen Gedanken wiedergefunden?
  • Zu welcher Person könnten Sie sich ganz praktisch zurückversetzen, um Heilung zu bewirken?
  • Wo können Sie Ihre eigene Erwartung an eine einzelne Führungskraft überdenken?
  • Welche Aktivität oder Praxis können Sie morgen beginnen oder wieder aufgreifen, die dazu beiträgt, dass Führung – neu gedacht – mehr denn je an Bedeutung gewinnt?

Bernd Vogel

Professor Bernd Vogel ist Direktor des Henley Centre for Leadership. Er hilft Organisationen mit seiner Expertise in der Führung bei der Schaffung und Aufrechterhaltung von organisatorischer Energie, der Energetisierung von Management-Teams, der Entwicklung von inspirierender und zielgerichteter Führung und Gemeinschaft und der Führung von Veränderungen. Er unterrichtet das Modul "Leadership and Change" im MBA-Programm, ist an dem neuen Programm "Henley MA Leadership" beteiligt und ist Modulbeauftragter für "Leadership Theory and Practice" in den postgradualen Masterprogrammen.

bernd.vogel@henley.ac.uk

+44 (0) 1491 414548